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Didaktische Möglichkeiten

Das Language-Awareness-Konzept

Das Language-Awareness-Konzept kann in Zyklus 1 auf unterschiedliche Art angewendet werden:

  • Spielerische Sprachaktivitäten: Nutze Spiele, Lieder und Reime, um Kindern die Freude am Spiel mit Sprache zu vermitteln. Das fördert ihr Bewusstsein für Klang, Rhythmus und Muster in Sprachen.
  • Mehrsprachige Geschichten: Wenn es in deiner Klasse Kinder aus verschiedenen Kulturen gibt, könntest du mehrsprachige Geschichten einführen. Das hilft dabei, die Vielfalt der Sprachen zu erkennen und zu schätzen.
  • Sprachexperimente: Lasse die Kinder mit unterschiedlichen Lauten, Wörtern oder Sätzen experimentieren und beobachten, was sie bemerken. Dies fördert das Bewusstsein für Sprachstrukturen und -muster.
  • Bilder und Geschichten: Nutze Bilderbücher und ermutige die Kinder, ihre eigenen Geschichten zu erzählen. Damit wird nicht nur das Sprachbewusstsein, sondern auch das kreative Denken gefördert.
  • Vergleichen von Sprachen: Wenn es in der Klasse Kinder mit anderen Erstsprachen gibt, lasse die Kinder Unterschiede und Ähnlichkeiten zwischen den Sprachen herausfinden. Dies kann ihnen helfen, Sprachstrukturen besser zu verstehen.
  • Reflexion über die eigene Sprache: Ermutige die Kinder, über ihre eigene Sprache und die Art, wie sie sprechen, nachzudenken. Du könntest Fragen stellen wie «Warum nennen wir das so?» oder «Was könnte ein anderes Wort dafür sein?».
  • Kulturelle Aktivitäten: Nutze kulturelle Feiern oder Festivals als Gelegenheit, um Sprachen und Kultur zu erkunden. So kann das Bewusstsein für die Beziehung zwischen Sprache und Kultur gefördert werden.
  • Alltagsbezug: Integriere Sprachbewusstsein in den Alltag. Zum Beispiel könntest du das beim Gespräch über das Wetter Wörter aus verschiedenen Sprachen verwenden oder einfache Alltagsgegenstände benennen und vergleichen.
Additiver Ansatz

Ein additiver Ansatz von Sprache bedeutet, dass eine oder mehrere Sprachen neben der dominierenden Unterrichtssprache ergänzend in den Bildungskontext einfliessen. Es geht darum, die Vielfalt der in der Klasse oder im Bildungsumfeld vorhandenen Sprachen zu berücksichtigen und diese als Bereicherung zu verstehen. Beim additiven Ansatz werden die Vorteile des Mehrsprachigseins hervorgehoben und die Sprachkenntnisse aller Kinder anerkannt. (Le Pape Racine, 2007 S 157)

Im Folgenden werden exemplarische Beispiele für den additiven Ansatz mit verschieden Foki von Sprache in Zyklus 1 vorgestellt, die wir konzipiert haben.

Thema: Tiere im Zoo

Basale Unterrichtsumsetzung des additiven Ansatzes

Beginne mit einem Bilderbuch über Tiere im Zoo. Lies die Geschichte in der Unterrichtssprache vor.
Führe die Namen der Tiere in der Unterrichtssprache ein und ergänze, wo möglich, Namen in anderen in der Klasse gesprochenen Sprachen. Zum Beispiel: «Das ist ein Elefant. Auf Spanisch sagen wir ‹elefante› und auf Arabisch ‹لeف› (fil).»
Lasse die Kinder ihre eigenen Zoo-Tiere zeichnen und sie beschriften – sowohl in der Unterrichtssprache als auch in ihrer Erstsprache, wenn sie möchten.
Singt gemeinsam ein Lied über Zoo-Tiere. Vielleicht gibt es eine einfache Melodie, zu der ihr den Text in verschiedenen Sprachen singen könntet.
Lasse die Kinder in kleinen Gruppen oder im Plenum darüber sprechen, wie diese Tiere in ihren Erstsprachen genannt werden. Dies gibt denjenigen, die eine andere Erstsprache haben, die Möglichkeit, ihre Sprachkenntnisse zu teilen.
Plane einen Ausflug in den Zoo. So können Kinder die Tiere vor Ort sehen und die zuvor gelernten Wörter in der Praxis anwenden. Als besonderen Anreiz könntest du kleine Karteikarten erstellen, auf denen das Tierbild und seine Bezeichnung in verschiedenen Sprachen zu sehen ist.



Durch diese Aktivitäten erfahren Kinder, dass es normal und wertvoll ist, mehrere Sprachen zu sprechen. Sie lernen, dass es viele Möglichkeiten gibt, Dinge zu benennen, und dass keine davon falsch ist. Durch den additiven Einbezug von Sprache im Unterricht wird nicht nur die Sprachkompetenz der Kinder erweitert, sondern auch ihr kulturelles Bewusstsein und ihre sozialen Fähigkeiten werden gefördert.

Individualisierung und innere Differenzierung im Unterricht

Thema: Mein Zuhause

Festlegung von Zielen, Inhalten und Kompetenzen:

Ziel ist es, dass die Kinder über ihr Zuhause sprechen, einen Wortschatz zu diesem Thema entwickeln und gleichzeitig die Vielfalt der Kulturen sowie Sprachen in der Klasse wertschätzen.

Führe ein kurzes Einzelgespräch mit jedem Kind, um herauszufinden, wie es über sein Zuhause spricht und welche Sprachen es dabei verwendet. Dies kann durch das Zeigen von Bildern oder einfache Fragen wie «Wo schläfst du?» erleichtert werden. Bereitstellen eines passenden Lernangebots:

  • Für einsprachige Kinder: Ein Arbeitsblatt mit Bildern von verschiedenen Zimmern und Gegenständen zuhause, das sie beschriften sollen.
  • Für mehrsprachige Kinder: Ein ähnliches Arbeitsblatt, aber die Kinder werden ermutigt, die Wörter in beiden oder allen ihren Sprachen zu schreiben.
  • Für Kinder mit geringem Wortschatz: Ein Arbeitsblatt mit bereits vorgegebenen Worten, die sie den Bildern zuordnen.
Während die Kinder an den Arbeitsblättern arbeiten, gehst du im Klassenraum umher, hörst zu, unterstützt und stellst Fragen. Für mehrsprachige Kinder könnten auch ältere oder Erziehungsberechtigte eingeladen werden, die die gleiche Sprache sprechen und beim Übersetzen oder Erklären helfen.
Nach Abschluss der Aufgabe präsentieren die Schüler:innen der Klasse ihre Ergebnisse. Dadurch werden das Sprechen und Hören gefördert. Achte darauf, wie die Kinder den Wortschatz verwenden, und gebe individuelles Feedback.


Zusätzlich könnte ein abschliessendes Projekt durchgeführt werden, bei dem die Schüler:innen ein Modell oder eine Zeichnung ihres Zuhauses erstellen und darüber in ihrer Erstsprache und/oder der Unterrichtssprache sprechen. Dies bietet eine weitere Gelegenheit, die Mehrsprachigkeit zu würdigen und zu feiern.

Indem du dich auf das individuelle Lernen und die verschiedenen sprachlichen Hintergründe der Schüler:innen konzentrierst, förderst du nicht nur ihre sprachlichen Fähigkeiten, sondern auch ihr Selbstbewusstsein sowie ihre sozialen Kompetenzen.

Integrale Sprachendidaktik

Ziel: Schüler:innen sollen ihre Sprachkenntnisse in ihrer Erstsprache und weiteren ihnen bekannten Sprachen anwenden, um sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede in Sprachstrukturen, Wortschatz und kulturellen Aspekten zu erkennen sowie zu reflektieren.

Nutzen des Wissens in der Erstsprache

  • Du bittest die Kinder, den Satz «Meine Familie ist gross» in ihre Erstsprache und alle anderen Sprachen, die sie sprechen, zu übersetzen.

Gleichzeitiger Gebrauch der verschiedenen Sprachen und (partielle) Aufhebung des Prinzips der Sprachtrennung

  • chreibe alle Übersetzungen an die Tafel. Die Kinder werden eingeladen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu identifizieren.

Kognitive Ökonomie

  • Gruppendiskussion: Welche Sprachen haben ähnliche Strukturen? Gibt es Wörter, die in mehreren Sprachen ähnlich sind?

Curriculare Synergien nutzen

  • Schüler:innen teilen Geschichten oder Anekdoten aus ihrer Kultur, die sich um das Thema ‹Familie› drehen.

Bewusster Umgang mit mehreren Sprachen → Metalinguistik

  • Stelle den Kindern Denkfrage und analysiert und reflektiert gemeinsam: Warum könnte ein bestimmtes Wort in verschiedenen Sprachen ähnlich sein? Was sagt das über die kulturelle oder historische Verbindung zwischen den Sprachen aus?

Integration allgemeindidaktischer und sprachdidaktischer Gütekriterien

Systematischer und geordneter Gebrauch der Sprache

  • Bitte die Schüler:innen kurze Geschichten oder Gedichte zu schreiben, bei denen mehrere Sprachen verwendet werden.

Förderung der intra- und interkulturellen Kompetenz

  • Plane Präsentationen und Diskussionen über Familientraditionen aus verschiedenen Kulturen, basierend auf den Sprachen, die von den Schüler:innen gesprochen werden.

Durch diesen Zyklus wird der Sprachenunterricht nicht auf das Erlernen von Sprachstrukturen und Vokabeln reduziert, sondern ermöglicht ein tieferes Verständnis für die kulturellen sowie historischen Zusammenhänge zwischen Sprachen. Es wird eine offene und inklusive Atmosphäre gefördert, in der alle Sprachen und Kulturen wertgeschätzt werden.

Neben dem Einbezug des konkreten Lernumfeldes sind folgende didaktische Lernhelfer von grosser Bedeutung: Gebrauch von Audio-/Video-Material als visuelle und auditive Unterstützung, Aktivierung und Gebrauch des sprachlichen Hintergrundwissens der Schüler:innen, das systematische Prüfen des Verstandenen, die Variierung der Aufgaben, das nonverbale Verhalten der Lehrperson sowie eine positive, fordernde Erwartungshaltung.

Projektwoche → «Sprachaustellung zur Mehrsprachigkeit in der Schweiz»: Das SAMS- Projekt

Dass Mehrsprachigkeit als eine bedeutende Ressource der Schüler:innen anerkannt und wertgeschätzt werden soll, wird mit dem «Sprachaustellung zur Mehrsprachigkeit in der Schweiz»- (SAMS)Projekt der pädagogischen Hochschule an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) deutlich. Alle Materialien wurden im Rahmen der Lehrveranstaltung «Interdisziplinäre Vertiefung» im Frühlingssemester 2016 in Kooperation von Studierenden und Dozierenden der FHNW und zahlreichen «Heimatliche Sprache und Kultur»-Lehrpersonen entwickelt, um das Thema Mehrsprachigkeit sowie Sprachenvielfalt an Primarschulen bzw. in der Grundaus- und Weiterbildung von Lehrpersonen handlungsorientiert einzubringen. Im Fokus des Projekts stehen die Sichtbarmachung, Wertschätzung und Nutzung von Mehrsprachigkeit. Fächer- und zyklenübergreifend wurde mit verschiedenen Sprachen gespielt und gelernt. Die Ergebnisse des Projektes waren positiv: Die Schüler:innen entwickelten ein differenziertes Sprachenverständnis, überwanden sprachliche Hürden und gewannen an Stolz in ihrer eigenen Sprachidentität.

Wir möchten Lehrpersonen ermutigen, sich vom SAMS-Projekt inspirieren zu lassen und damit einen Anreiz zu setzen, Mehrsprachigkeit als Thema in den Unterricht zu integrieren. Dies kann im Rahmen eines klasseninternen Projekts, aber auch klassen- oder schulübergreifend erfolgen. Das Ziel ist die implizite Integration der Thematik in den schulischen Alltag von Lehrperson, Kind und Erziehungsberechtigten.

Einen Einblick, wie das SAMS-Projekt durchgeführt wurde, findest du im Video der FHNW in der Umsetzung in zwei Schulhäusern im Kanton Basel-Stadt: Schulhaus Dreirosen und Gottfried Keller (Projektteam SAMS, 2016).

Die Zuständigen der FHNW und des SAMS-Projekts stellen die Materialien und Aktivitäten gratis zur Verfügung. Diese findet ihr unter folgendem Link: https://www.mehrsprachen.ch/

In meiner Schatzkiste gibt es viele Sprachen (Zyklus 1) – SAMS-Projekt

Wir empfehlen dir, einen besonderen Fokus auf die ‹Schatzkiste› zu legen. Diese bietet ein umfassendes Angebot an spielerischen Umsetzungsmöglichkeiten mit Sprachen. Die Idee einer solchen Sprachenschatztruhe finden wir sinnvoll, denn dadurch wird ein spielerischer Aspekt ins Bewusstsein der sprachlichen Heterogenität gebracht. Die Metapher, die eigene Sprachbiografie als Schatztruhe mit Goldtalern darzustellen, widerspiegelt den Reichtum und die Ressource von Sprachen sowie deren Kenntnisse. Das Material findest du auf der Website:
https://www.mehrsprachen.ch/interaktive-wanderausstellung-sams/bausteine/medienkisten/

Tiergeräusche in verschiedenen Sprachen

Dass Kinder im Rollenspiel gerne Tiere verkörpern, sollte jeder Lehrperson bekannt sein. Egal ob Hund, Pferd, Katze oder Kuh, die Kinder haben eine Vorstellung davon, wie das Tier klingt. Oft ist der Tierlaut aber in anderen Sprachen anders als auf Deutsch. Das Vergleichen von Tiergeräuschen in verschiedenen Sprachen ist nicht nur amüsant, sondern kann auch eine lehrreiche Methode sein, um sprachliche Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu veranschaulichen. Gleichzeitig können die Kinder in ihrer Erstsprache die Tiere benennen und Monolinguale können – wenn vorhanden – das Tier in einem Dialekt benennen. Im Rahmen einer Kreissequenz können die verschiedenen Tierarten und deren Geräusche vorgestellt und verglichen werden. Mit dieser Übung wird das Differenzieren verschiedener Sprachen im gleichen Kontext (Tiergeräusche) gefördert. Die Idee stamm von European Centre for Modern Languages of the Council of Europe (ECML)(Treasure box filled with inspiring practices, 2020, S.22).

  • Muh! (Deutsch)
  • Mu! (Russisch)
  • Moo! (Englisch)
  • Bú! (Ungarisch)
  • Meuh! (Französisch)
  • Muuuu! (Spanisch)
  • Buu! (Tschechisch)
  • Miau! (Deutsch)
  • Miou! (Taiwanesisch)
  • Miaaaw! (Arabisch)
  • Miaou! (Französisch)
  • Meow! (Englisch)
  • Meow! (Syrisch)
  • Miau! (Spanisch)
  • Miao! (Italienisch)
  • Myau! (Russisch)
  • Wuff! (Deutsch)
  • Guau guau! (Spanisch)
  • Au au! (Portugiesisch)
  • Ouaf ouaf! (Französisch)
  • Wan wan! (Japanisch)
  • Gav gav! (Russisch)
  • Blaf blaf! (Niederländisch)
  • Wan wan! (Japanisch)
  • Bau bau! (Italienisch)
  • Hev hev! (Türkisch)

(Course Finders Blog, 2017)

Hallo in allen Sprachen

Ausgangspunkt ist die Frage: «Wie können wir als Klasse dafür sorgen, dass sich alle unsere Sprachen willkommen fühlen?» Geeignet ist hierfür ein Plakat, welches die Kinder in der Unterstufe selbst beschriften. Dieselben Sprachen können mehrmals vorkommen. Jedes Kind soll die Möglichkeit haben, das Wort aufzuschreiben. Am Ende wird somit ersichtlich, wie oft welche Sprachen gesprochen werden. Es können auch dialektale Versionen auf Deutsch geschrieben werden (ecml, 2019).

Im Kindergarten kannst du als Lehrperson eine Liste mit den Übersetzungen vorbereitet haben: Die Kinder sollen das Wort aussprechen und du schreibst es auf das Plakat. Am Ende wird das Plakat aufgehängt und die Wörter werden gemeinsam in der Gruppe ausgesprochen.

Alternativ zu einem Plakat können die Kinder in Einzelarbeit eine Sprechblase gestalten, die sie mit dem Grusswort in der eigenen Erstsprache beschriften. Diese Bilder können dann beispielsweise an der Tür, am Fenster oder an Wänden angebracht werden. Die Sprechblasen dienen auch für Sprachvergleiche (Schader, 2012).

«Guten Morgen» und «Guten Appetit»

Wahrscheinlich werden die Kinder auf unterschiedliche Art geweckt und begrüsst. Dies ist in dem Sinn der erste Kontaktpunkt zu Sprache, den das Kind zu Beginn des Tages erlebt. Dieser Bezug kann in Form eines Spiels in den Schulalltag eingebaut werden, beispielsweise als kleines Theater, in dem ein Kind die Rolle des Erziehungsberechtigten übernimmt. Die anderen Kinder legen sich auf den Boden und ‹schlafen›. Nun weckt das Kind die anderen in seiner Erstsprache auf, so wie es selbst auch aufgeweckt und begrüsst wird. Wenn alle wieder wach sind, übernimmt ein anderes Kind die Rolle und weckt die Kinder auf (Birmele, 2021).

Ähnlich kann dieses Spiel auch in der Znüni-Sequenz gespielt werden. Pro Tag gibt es ein Kind, welches in der Erstsprache ‹Guten Appetit› wünscht.

Mehrsprachige Selbstporträts, Steckbriefe oder Sprachenmensch

Kinder zeichnen sich gerne selbst. Zu ihrer Identität gehören aber nicht nur die äusseren Merkmale, sondern auch die eigene Sprachidentität ist ein wesentlicher Aspekt. Auf einem A3-Blatt zeichnen sich die Heranwachsenden und schreiben daneben auch die Sprachen, die sie sprechen. Kinder, die mehrere Sprachen oder Dialekte sprechen, schreiben alle auf. Die Textteile können auf Deutsch oder in der Erstsprache verfasst werden. Farben eignen sich gut, um verschiedene Aspekte der Sprachen aufzuzeigen. So können die Kinder beispielsweise eine in Blau geschriebene Sprache eine ‹angenehme› sein und eine in Braun notierte eine ‹herausfordernde›.

Anschliessend werden die Porträts ausgestellt und besprochen. Die Kinder lesen ihre Texte vor und erklären allenfalls Wörter in der Erstsprache. Folgeaufträge können sein, Klänge der Sprachen zu vergleichen (Schader, 2012).

Spiele mit Sprachen

Mehrsprachiges Namensspiel

Die Kinder sitzen im Kreis, du gibst einem Kind einen Ball und sagst: «Ich heisse X, und wie heisst du?» Das angesprochene Kind antwortet mit dem gleichen Satz in seiner Erstsprache oder im Dialekt und gibt den Ball weiter. Das Spiel dauert an, bis alle Namen genannt wurden. Es ist anzunehmen, dass sich einzelne Sprachen wiederholen. Bei diesem Spiel geht es primär darum, die sprachliche Vielfalt wahrzunehmen. Bei mehrmaliger Wiederholung kann auch eine Sprache aus der Klasse gewählt werden und alle Kinder stellen sich in dieser vor (Schader, 2012).

Beispiele für Umsetzung mit Bilderbüchern

«Tschiep!» – Martin Baltscheit

Der kleine Vogel fällt eines Tages aus seinem Nest und trifft auf verschiedene Tiere mit unterschiedlichen Sprachen. Um seinen Weg zurück ins Nest zu finden, muss er mit den Tieren in ein Gespräch kommen, und er merkt schnell, dass alle eine andere Sprache sprechen. Nachdem der Vogel die vielen Tiersprachen erlernt hat, findet er am Ende den Weg zurück zu seiner Mutter und zum Nest (Baltscheit, 2018).

Die Moral der Geschichte ist, dass es sich immer lohnt, eine neue Sprache zu lernen. Das Buch «Tschiep!» von Martin Baltscheit verfügt über farbenfrohe Darstellungen und eignet sich demnach für eine digitale Projektion. Du kannst dazu ein Kamishibai benutzen oder es als kleine Welt präsentieren.

Auf www.mulingula-praxis.de gibt es verschiedene Unterrichtsmaterialien zu einer differenzierten Erarbeitung des Buches. Zum einen sind herunterladbare Wortkarten mit Schlüsselwörtern auf Deutsch und Blankokärtchen zum eigenen Beschriften vorhanden, zum anderen auch deutsche Scaffolds für das Nacherzählen der Geschichte. Diese können in die Erstsprache der Kinder übersetzt werden, um so das Nacherzählen zu vereinfachen.

«Tschiep!» ist eines von verschiedenen Beispielen, welche auf der Website www.mulingula-praxis.de zu finden sind. Mehr Informationen findest du hier.

Zusätzlich gibt es in Krystyna Strozyks «Praxisbuch Sprachenvielfalt in der Grundschule» (2021) ein Kapitel, in dem die konkrete und langfristige Arbeit mit dem Bilderbuch aufgezeigt wird. Dieses Beispiel kann auf andere didaktisch wertvolle Bilderbücher angepasst werden.

Sprachportfolio

Durch die Arbeit mit dem Portfolino, dem Europäischen Sprachenportfolio (ESP) für Kindergarten und das erste Schuljahr, kann dem Kind bewusst gemacht werden, dass es in einer mehrsprachigen und multikulturellen Welt lebt. Die Bereiche «Sprachen aus meiner Umgebung», «Sprachen in meiner Schule» und «Sprachen ausserhalb der Schule» enthalten Anregungen, die es dem Kind erlauben, seine eigene zu formulieren. Die Dokumentation im Portfolino ermöglicht den Kindern eine erste Orientierung in Sprachkompetenzen und Sprachhandlungsbeschreibungen. Das Sprachportfolio existiert in viersprachiger Fassung: Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromoanisch. Das ESP verfolgt folgende Ziele: Dokumentation und Wertschätzung von Sprachkompetenzen, deren Sichtbarmachung für Lehrende und Lernende, Anregung der Reflexion über die Strategien des eigenen Sprachlernens und die Motivation zur Aneignung neuer Sprachen. Ein wesentliches Merkmal des ESP ist seine Ausrichtung auf Kinder mit und ohne Migrationshintergrund. Alle Kinder können sich aktiv am pädagogischen Prozess beteiligen (Schneider, North, Koch, 2001).